Ausflüge Palmarola
36 Meilen von Formia, 23 Meilen vom Circeo-Vorgebirge. Vor dem Golf von Gaeta, in einem von Mythen durchzogenen Tyrrhenischen Meer, erstreckt sich friedlich eine Tuff-Sirene am Horizont, den Seeleuten im Mai tausend gute Absichten für den kommenden Sommer zuflüsternd. Hierbei handelt es sich um die Insel Palmarola, die westlichste der Pontinischen Inseln: wild, angebaut, verzaubert, wie an bewegungslosen Spiegeln aus smaragdgrünem Wasser aufgehängt. Vor allem aber unbewohnt: All das angesichts der Tatsache, dass die 7 Meilen von der älteren Schwesterninsel Ponza entfernt ist, und einst in einem halben Tag per Ruder- oder Segelboot erreichbar war (heute reichen 50 Minuten mit einen Motorboot aus). Im Laufe der Zeit reichten diese 7 Meilen aus, um sie zumindest in den Jahreszeiten mit Schlechtwetterperioden unzugänglich zu machen.
136 Hektar Fläche, verfallen in einer Reihe von grünen Hügeln - kein Dorf, keine Straße, kein einziger sicherer Anlegeplatz abgesehen des großen Kieselstrandes von Cala di Porto - ein einziges Restaurant mit einer Handvoll Zimmern, und eine einzige, sehr private Villa. Im Laufe der Jahrhunderte etablierte, dauerhafte Bewohner (kleine Gruppe von Einsiedlern): Einer von besonderer Bedeutung, San Silverio / Heiliger Silverius, ein ruhmreicher Papst, der von den Byzantinern ins Exil geschickt wurde und hier 538 nach Christus verstarb. Ihm sind ein besonderer Felsstruktur und eine kleine Kapelle gewidmet: Von dort aus beginnen jeden ersten Sonntag im Juni die Feierlichkeiten zu seinen Ehren in einer suggestiven Zeremonie auf dem Meer. In der Zwischenzeit, nachdem er von der Bevölkerung als Schutzpatron des Archipels und Bewahrer von Schiffbrüchigen und Seeleuten angesehen wurde, schien er ihnen sogar mehrmals zur Rettung. Kurz gesagt, Palmarola als eine Insel, “die es nicht gibt”, ein ehemaliger Vulkan mit imposanter Natur, ein sicherer Hafen vor den Massen. Selbst von Folco Quilici, sicherlich nicht dem letzten Süßwassersegler, als "einer der schönsten aufstrebenden Fleckchen Erde der Welt" angesehen.
Tatsächlich lässt das kristallklare Wasser von Cala Brigantina - einem echten natürlichen Schwimmbad, das vom langen Suvace-Felsen (Seezunge - ein Meeresfisch - im Ponza-Dialekt) geschützt wird - in der warmen Frühlingsluft, Sie sicherlich sprachlos zurück. Aber auch die weiter südlich liegende, in intensives Blau getauchte Grotta di Mezzogiorno / Mittags-Höhle und der gleichnamigen Felsstruktur werden Ihnen den Atem rauben, zusammen mit dem leuchtenden Schwarz des Obsidians, einem Gegenstand kostbarer Geschäfte in der Antike, an zahlreichen Stellen der majestätischen Felsen der Galere auf der Westseite vervorblitzend (einzigartig im Mittelmeer!).
Überall zeigt Palmarola seine vulkanische DNA, indem man sich entlang der Küste bewegt: vom grauen Basalt der Felsen bis zu den imposanten Strebepfeilern der Kathedralen (Le Cattedrale), einer Felsformation im "gotischen Stil" in der Nähe von Cala Tramontana, die sich aus heiterem Himmel aus dem Meeresbodens erhebt. Weiter oben, entlang der Klippen, wenn der Ocker des Tuff von der Vegetation überwältigt wird, erstrahlt das Grün der Euphorbien, Heidekraut, Mastix, Zwergpalmen / palme nane (daher der Name Palmarola!). Und überall explodiert das Gelb des lokalen, heimischen Ginsters, der im Dialekt den Namen 'uastaccetto (rovina accette / Ruina Beil) wegen seines sehr harten Holzes trägt.
Möglichkeiten für Trekkings auf der Insel? Sehr wenige. Von den vier Pfaden der Vergangenheit ist nur noch einer teilweise beschreitbar. Nicht ausgeschildert beginnt der Weg in Cala dei Vricci (breccia, brecciolina in Dialekt, Bruch zu Deutsch) und führt durch die dichte Vegetation bis zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf Cala del Porto auf der Westseite. Abgesehen von den Kratzern durch dichtes Gestrüpp ist der Anstieg die Mühe wert: Denn von hier oben können dank des erstaunlichen blauen Wassers die Steine der Bucht einzeln gezählt werden.
Aber wie konnte Palmarola über die Jahrzehnte Palmarola bleiben? Die Entfernung zum Festland hat zweifellos dazu beigetragen, dass mit fast 80 km offener See jede Art von Gebäudeinstallation schwierig wird. Aber auch die Ponzesi haben viel dazu beigetragen, und hängen noch immer mit ganzem Herzen an ihren Felsen. Und an ihrem Land: Palmarola, aufgeteilt in sehr parzellierte Grundstücke, wurde, obwohl nicht dauerhaft bewohnt, bis vor 50 Jahren regelmäßig kultiviert, insbesondere von den Frauen, die mit kräftigen Händen und Werkzeugen Lebensmittel wie Weizen, Gerste, Trauben, Obst und Linsen an den gepflegten Terrassen der Insel anbauten. Und sogar auf See Hummer fingen.
Als Beweis für ihre uralte Präsenz befinden sich die in einigen Teilen der Insel verstreuten Höhlenhäuser, in mehrere Grotten des bröckeligen Felsens liegend - mittlerweile gut ausgestattet und als das zweite Zuhause vieler Ponza-Familien dienend, die nur selten an spartanische Touristen vermietet werden. Gleiches gilt für das Haus in “Ncoppa Vardella” oberhalb von Capo Vardella in einer Super-Panorama-Position mit Blick auf das Wasser und aus diesem Grund liebevoll von alle Das Möwennest (Nido del Gabbiano) genannt. Wo es an Frühlingssonntagen leicht ist, Gruppen junger Ponzesi zu begegnen, die am Abend zuvor mit Booten angereist sind, um wilden Spargel zu sammeln und Angeln zu gehen. "Ponza? Für uns ist es das Festland: Die wahre Insel ist Palmarola", erklärt einer von ihnen. "Unsere Ursprünge, unsere Freiheit sind hier ... und wir kehren auch im Winter so schnell wie möglich wieder hierher zurück." Natürlich, wenn es das Wetter erlaubt: Denn selbst in Zeiten starker Außenmotoren und gut gebauten Booten können Sturmfluten Überfahrten nach Hause verhindern. Aber in diesen Fällen verlassen wir uns auf den einzig wahren Bewohner der Insel...